
Neben einer der letzten DDR-Fahnen vom ehemaligen Grenzübergang Eußenhausen- Meiningen zeige ich in meiner Präsentation diese zwei Tonkassetten hoch. Sie sind über 35 Jahre alt und in etwas krakeliger Handschrift ist zu lesen „Friedensgespräch Suhl“.
Es war Mitte September 1989, die Fluchtbewegungen von DDR- Bürgern über die CSSR und Ungarn waren tausendfach im Gange. Alle deutsch- deutschen Städtepartnerschaften waren bereits eingefroren. Alle? Nein! Würzburg- Suhl nicht. Es mag wohl an den beiden Oberbürgermeistern Joachim Kunze (Suhl) und Klaus Zeitler (Würzburg) gelegen haben. Die verstanden sich menschlich und persönlich, nicht politisch! Sie mochten Beide Rotwein und Zigarre und sie zogen das Städtepartnerschaftsprogramm durch.
Im Suhler Rathaus gab es das sogenannte Friedensgespräch zwischen der Suhler Stadtverordnetenversammlung und dem Würzburger Stadtrat. An einem großen, runden Tisch mit vielen Mikrofonen an den einzelnen Sitzplätzen und mit den Lautsprechern an der Decke. Schlecht für Rundfunkaufnahmen. „Wie soll ich da was aufnehmen?“ schimpfte ich laut vor mich hin und hatte diese Kassetten in der Hand. „Was haben Sie denn da?“ ertönte eine Stimme von hinten. Es war wohl ein Bediensteter des Suhler Rathauses. Er nahm die Kassetten, ging zwei Räume weiter, ich folgte ihm. Der Mann zog einen Vorhang weg und es kamen zahlreiche Kassettenrekorder an der Wand hervor. Wer immer da sonst mitschnitt. Heute wurden die Kassetten des „Klassenfeindes“ eingelegt und ich hatte einen wunderbaren Mitschnitt. Die Meinungen der Räte aus Suhl und Würzburg prallten voll aufeinander. Der Würzburger Stadtrat diskutierte sehr verantwortungsvoll. Nicht triumphierend, sondern mit Forderungen nach (Reise)-Freiheit, damit die DDR nicht ausblutet.
Am nächsten Tag konnten wir im BR zwanzig Minuten dieser brisanten Diskussion senden, zu hören in Ost und West, denn auch in Suhl war der BR hervorragend zu hören. In meiner multimedialen Präsentation spiele ich einige Ausschnitte vor. Heute ist es zeithistorisches Material, das die Atmosphäre nachspüren lässt. In bester Tonqualität, aufgenommen auf kuriose Weise.
P.S. Das Stadtarchiv von Suhl hat um eine Kopie gebeten. Verständlicherweise.