DDR und Stasi – ein Zeitzeuge berichtet

Von Nina Köberich

Der ehemalige BR-Reporter Eberhard Schellenberger schrieb über seine Erfahrungen mit DDR und Stasi ein Buch mit dem Titel „Deckname Antenne“. Für 350 Schülerinnen und Schüler der Georg-Hartmann-Realschule Forchheim ließ er diese Zeit in einem anschaulichen Vortrag kurz vor den Pfingstferien wieder lebendig werden.

Eberhard Schellenberger, der als Reporter für den Bayerischen Rundfunk arbeitete, reiste viele Male in die DDR: erst privat und später häufig auch beruflich. In einer anschaulichen Lesung, die mit vielen Bildern, Tonaufnahmen und Videos gespickt war, nahm er die Acht- und Neuntklässler der Georg-Hartmann-Realschule Forchheim mit in diese Zeit. Private Anekdoten, aber auch Begegnungen mit politischen Amtsträgern – wie beispielsweise bei mehreren Zusammentreffen der damaligen Oberbürgermeister von Suhl und Würzburg – ließen den Lebensalltag in der damaligen Deutschen Demokratischen Republik lebendig werden.

Selbst heute noch merkt man Schellenberger an, wie sehr ihn der Mauerfall sowie die Wiedervereinigung Deutschlands fast ein Jahr später bewegt hatten und immer noch bewegen. Er nennt die Reportage, die er damals zum 3. Oktober 1990 produziert hatte, die „Reportage seines Lebens“. Das Originalvideo, das er während seines Vortrags vorführte, machte dies für die Jugendlichen mehr als deutlich: Menschen, die jahrzehntelang voneinander getrennt waren, feiern friedlich vereint. Hier wird bewusst, wie wichtig unsere demokratischen Werte wie die Achtung der Menschenrechte, Freiheit, Gleichheit, Gerechtigkeit und Solidarität sind.

Was passieren kann, wenn diese Werte verletzt werden, musste Schellenberger am eigenen Leib erfahren: Nach der Wiedervereinigung erfuhr er, dass über ihn eine Stasi-Akte angelegt wurde. Über 400 Seiten dick wird dort minutiös aufgelistet, was er bei seinen Besuchen in der DDR tat und sagte. Diese Akte mit dem Namen „Deckname Antenne“ wurde bereits bei seinem ersten privaten Besuch angelegt und enthält auch Informationen über ihn, als er sich in der BRD befand.

„Hatten Sie Angst um sich und Ihre Familie?“ war eine der Fragen, die ihm im Anschluss von der jungen Zuhörerschaft gestellt wurde. Nicht nur hierbei wurde deutlich, dass die Schülerinnen und Schüler den Geschichten Schellenbergers gebannt lauschten. Denn, wie der Autor gemeinsam mit der Lehrkraft und Organisatorin Nina Köberich im Anschluss feststellte, war der Applaus nach dem Vortrag mehr als nur Pflichtgefühl.

Ohne die Gastfreundschaft der evangelischen Kirchengemeinde, dank dieser die Veranstaltung in der Christuskirche stattfinden konnte, wäre eine solch große Vortragsreihe nicht möglich gewesen. Für Schellenberger selbst stellte die Kirche genau den richtigen Rahmen dafür dar: „Denn ist es nicht ein großes Wunder, dass Mauerfall und Wiedervereinigung friedlich verliefen?“ Diese Botschaft von Frieden und Freiheit begleitet sicher viele der Zuhörerinnen und Zuhörer noch eine ganze Zeit lang.