„Deckname Antenne“ goes New York?



„Wohin bitte? Wird er jetzt größenwahnsinnig?“  Diese Reaktion könnte ich verstehen. Und doch: Es gab die Einladung zu einer Lesung nach New York. Doch daraus wird nichts. Und schuld ist? Richtig, Donald Trump. Eine sehr überraschende Geschichte, der Reihe nach.

Es begann mit einem Artikel der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ). Eine Redakteurin aus der Politikredaktion schrieb eine Geschichte über das Buch und das Lesereiseprojekt und die erschien genau am 9. November 2024, dem 35. Jahrtag des Mauerfalls. Online las diesen Artikel ein aus Deutschland stammender Professor, der im Raum New York ein Institut an einer Universität leitet. Am Morgen des 10. November las ich ziemlich ungläubig seine Mail. Ob ich mir vorstellen könne, im November 2025 nach New York zu einer Gastvorlesung zu kommen. Es solle „die faktische und wahrheitsgemäße Berichterstattung im Journalismus für die Geschichtsschreibung und deren dunkle Kehrseiten der Desinformation und der politischen Propaganda dargestellt werden.“ Und dafür sah er mein Projekt mit Stasibespitzelung, Wende, Mauerfall und Wiedervereinigung als sehr geeignet an.

Das fand ich aufregend, sagte zu und war auch sicher mir einen Vortrag in Englisch innerhalb eines Jahres erarbeiten zu können. Schon damals, kurz nach der Wahl Trumps zum neuen amerikanischen Präsidenten, deutete der Professor aber an, man wisse nicht, wie sich die Situation in den USA nach der Machtübernahme im Januar 2025 auswirken könne.

Inzwischen sind wir alle schlauer und die schlimmsten Befürchtungen wurden weit übertroffen, vor allem auch was die Auswirkungen der Trumpschen Macht- und Gewaltpolitik auf die Arbeit der Universitäten angeht.  Unliebsame Professorinnen und Professoren, Studentinnen und Studenten verspüren die neue Unfreiheit und antidemokratischen Machenschaften aus dem Weißen Haus. Journalistinnen und Journalisten ebenso. Es gibt Einreiseverweigerungen oder es müssen die Zugänge zu persönlichen Social- Media- Accounts offengelegt werden.

Kurzum: Ich habe proaktiv meine geplante Reise in die USA und meinen Vortrag rund um den Kampf um Freiheit und Demokratie abgesagt. Wobei er passender nicht hätte sein können. Aber gerade darin liegt die aktuelle Gefahr nach einem Auftritt mit kritischem Inhalt. Zumal nach aktuellen Informationen aus dieser Universität noch nicht feststeht, ob es überhaupt zu solchen thematisch aufgezeigten Vorträgen kommt. Hintergrund auch hier der neue Stil aus Washington. Der Institutsleiter hat Verständnis für meine Absage, spricht selbst von „Bananenrepublik“ und „Idiotenfabrik“. Und mir blieb nichts anderes übrig, als ihm und seiner Universität meine größte Solidarität auszusprechen in diesen undemokratischen und unfreiheitlichen Zeiten für die USA. Auf diese Aktualität für mein Projekt hätte ich gerne verzichtet. Sehr gerne.