Eberhard Schellenberger
Aus Mainfranken hat es mich nie weggezogen. Ich liebe meine Heimat zwischen Haßberge, Rhön, Steigerwald, Spessart und Odenwald. Aber als Journalist ist mein Motto: „In kritischer Liebe zur Heimat.“ Da, wo es nötig ist, lege ich mit Fakten den Finger in die Wunde. Aber bei mir steht der Mensch im Mittelpunkt, der Mensch, der Freude am Leben und der Gemeinschaft hat, der aber auch mal Fehler macht und da schließe ich mich natürlich ein.
Ich verachte und bekämpfe mit friedlichen Mitteln des Wortes und der Schrift Rassismus, Ausgrenzung und Menschenfeindlichkeit. Ich orientiere mich an einem christlichen Menschenbild, Richtschnur ist für mich unser Grundgesetz. Ich spreche die Sprache und den Dialekt der Menschen meiner Heimat, rede ihnen aber nicht nach dem Mund. Da ich als BR-Reporter über 40 Jahre immer unterwegs war, fühle ich mich „bei die Leut“ am besten aufgehoben.
In unzähligen Livesendungen im Radio war ich in allen Winkeln Mainfrankens, nicht nur in den Zentren. Mir ist wichtig, dass wir unsere eigene Geschichte und die unserer Vorfahren kennen und wenn nötig aus ihr lernen. Deshalb war mir die Dokumentation der Katastrophe der Weltkriege und ihre Folgen, etwa die Zerstörung Würzburgs am 16. März 1945, immer wichtig. Ich sammelte bei Zeitzeugen viele Dokumente, auch aus der Zeit der Teilung Deutschlands „vor unserer Haustüre“, mit Wende, Mauerfall und Wiedervereinigung. Mit allen Herausforderungen, Freuden und Fehlern.
Dies nun selbst als Zeitzeuge miterlebt zu haben, sehe ich als „mein Lebensthema“. Daraus entstand das Projekt „Deckname Antenne“. Die nun schon über zwei Jahre andauernde Lesereise durch Büchereien, Buchhandlungen, Vereine, Rathäuser und Schulen ist für mich völlig überraschend. Ich nehme dies aber als besonderen Auftrag an, gerade auch weil diese Zeit jetzt wieder das Ringen um Freiheit, Demokratie und Menschlichkeit erfordert.
Biografisches
Eberhard Schellenberger
Geboren 1957 in Bamberg
Aufgewachsen in Zeil am Main / Landkreis Haßberge
1978 Abitur
1978–1980 Volontariat beim Haßfurter Tagblatt, erste Radiobeiträge parallel im neu gegründeten BR Studio Mainfranken
1980 Wechsel nach Würzburg als freier Mitarbeiter im BR Studio Mainfranken
1983 Rundfunkredakteur
1996 bis zum Ruhestand 2020 Leiter des BR Studios Mainfranken
1982 bis 2020 Moderation des beliebten mainfränkischen Mittagsmagazins („Welle Mainfranken“) 1984 bis 2020 Moderation von Volksmusiksendungen im BR
Auszeichnungen
Publizistikpreis der Bayerischen Bezirke
Kurt- Magnus-Preis der ARD für dt.- dt. Berichterstattung
Frankenwürfel der fränkischen Bezirke („fränkischer Nobel-Preis“)
„Tanzender Schäfer“, höchste Auszeichnung des Würzburger Oberbürgermeisters für die jahrzehntelange Mitorganisation des Internationalen Kinderfestes in Würzburg
Ehrenmitgliedschaft der Arbeitsgemeinschaft ufr Volksmusik
„Silberner Bocksbeutel“ des Fränkischen Weinbauverbands
Bayerische Verfassungsmedaille in Gold des Bayerischen Landtags
Aus einem Fragenbogen von BR Heimat
- Was ist Heimat für dich? Wenn ich früh über den Würzburger Stein durch die Weinberge in unser Studio laufe. Der Blick auf die Kirchtürme von Würzburg, die Festung, die alte Mainbrücke, die Residenz – und der Main. Auch nach Jahren bekomme ich da noch Gänsehaut!
- Was ist das Besondere an Bayern? Die Vielfalt. Hier leben auch selbstbewusste Schwaben, Oberpfälzer, Niederbayern – und Franken.
- Warum fühlst du dich hier wohl? Über die Vielfalt der eigenen Heimat zu berichten, in „kritischer Liebe“, Lebensbegleiter der Menschen zu sein in Freud und Leid. Und dann doch ein ganz normaler Mensch mit lieben Nachbarn.
- Dein Lieblingsbayer? Erwin Pelzig
- Dein Bayern-Geheimtipp? Eine Wanderung auf der Hochrhön über dem Wolkenmeer mit Blick nach Bayern (Franken), Hessen und Thüringen.
Geschichten
Hier gibt es Geschichten von Begegnungen aus vergangenen Lesungen.